Bei einer Fehlstellung der Kiefer ist der komplette Kieferknochen falsch im Schädel eingebaut. Folge ist dann meist ein falsches Zusammenbeißen der oberen und unteren Zahnreihen. Wenn der Unterkiefer zu weit hinten liegt, erkennt man das häufig daran, dass die oberen Zähne sehr weit vor den unteren stehen. Der Laie spricht oft von einem großen "Überbiss", das ist aber nicht die richtige Bezeichnung.
Man spricht dann von einer vergrößerten Frontzahnstufe. Manchmal wird diese Stufe dadurch kaschiert, dass die oberen Frontzähne stark nach hinten gekippt sind. Der Unterkiefer liegt aber trotzdem noch zu weit zurück und für Laien ist die falsche Kieferlage dann kaum noch erkennbar.
Diese Fehlstellung tritt nur bei ca. 3% der Patienten auf und wird häufig vererbt. Leider ist sie sehr schwer zu behandeln. Oft wächst der Unterkiefer so stark, dass man sein Wachstum selbst mit kieferorthopädischen Geräten nicht ausreichend bremsen kann. Hier muss unbedingt früh behandelt werden, oft schon im Milchgebiss.
Zeichen für diese Fehlstellung ist häufig der verkehrte Zusammenbiss bei den Frontzähnen: Die unteren Zähne beißen vor die oberen, das nennt man einen Kreuzbiss. Eine stärkere Ausprägung kann man meist schon am progenen Profil mit einem vorstehenden Unterkiefer erkennen.
Von einem offenen Biss spricht man, wenn die Zähne von Ober- und Unterkiefer sich nicht überlappen oder sich seitlich nicht berühren. Normal sollen die Frontzähne 2-3mm übereinander beißen. Ein offener Biss entsteht z.B. als Folge des Daumenlutschens, wenn die Zähne durch die Finger auseinandergedrückt werden oder auch durch die Zunge, die sich bei einem falschen Schluckmuster ständig zwischen die Zahnreihen drückt. In sehr schweren Fällen liegt die Ursache auch in einer skelettalen Fehlentwicklung, d.h. die Kieferknochen sind zu weit auseinandergewachsen.
Beim tiefen Biss überlappen die oberen und unteren Zähne zu weit, d.h. sie beißen zu weit übereinander. Das nennt man auch einen zu tiefen Überbiss. Bei einem starken Überbiss überdecken die oberen Frontzähne die unteren sogar komplett, so dass die unteren Schneidezähne beim Zubiss gar nicht mehr sichtbar sind. Das kann so weit gehen, dass man sich mit den unteren Frontzähnen oben in den Gaumen beißt.
Beim Kreuzbiss beißen die Zähne "überkreuz" verkehrt, d.h. die oberen Frontzähne beißen hinter die unteren Frontzähne oder die oberen Seitenzähne beißen weiter innen als die unteren.
Auf dem linken Foto befindet sich der Kreuzbiss auf der rechten Seite (vom Patienten aus gesehen) und ist mit einem Schwenk des Unterkiefers nach rechts verbunden - man achte auf die Zahnbogenmitte vorne zwischen den mittleren Schneidezähnen. Damit sich dieses schiefe Zusammenbeißen nicht negativ auf die weitere Knochen- und Kiefergelenksentwicklung auswirkt, sollte ein Kreuzbiss sehr früh behandelt werden, d.h. schon ab dem 6.-8. Lebensjahr je nach Zahnwechsel.
Auf dem rechten Foto stehen die oberen seitlichen Schneidezähne im Kreuzbiss, denn sie beißen hinter die unteren Schneidezähne. Durch diese Verzahnung ist der Oberkiefer "wie gefangen" und kann nicht in gleichem Maße weiter nach vorn wachsen.
Erwachsene Patientin Nr. 99 mit schief gewachsenem Unterkiefer, weil ein Kreuzbiss in der Kindheit nicht behandelt wurde. Schwenk des Unterkiefers auf dem Foto nach links.
Erwachsene Patientin Nr. 99 mit schief gewachsenem Unterkiefer, weil ein Kreuzbiss in der Kindheit nicht behandelt wurde. Schwenk des Unterkiefer auf dem Foto nach links.