Mit festen Zahnspangen lassen sich Zähne wesentlich kontrollierter und schneller bewegen als mit herausnehmbaren Klammern. Es sind zudem Bewegungen möglich, die herausnehmbare Zahnspangen gar nicht schaffen. Mit herausnehmbaren Klammern kann man Zähne nur kippen, mit festsitzenden Klammern kann man Zähne auch körperlich bewegen, d.h. den Zahn im Ganzen mit seiner Zahnwurzel bewegen.
Im Bereich der festsitzenden Zahnspangen gibt es viele Varianten und eine Menge kleiner Zusatzgeräte. Die Hauptelemente von festen Zahnspangen sind Bänder, Brackets und Drähte. Deswegen nennt man eine feste Zahnspange auch Multiband- oder Multibracketapparatur, kurz MB. Mit weiteren Hilfsteilen wie Gummiketten, Gummiringen oder Druck- und Zugfedern kann man Zähne in fast jede beliebige Richtung bewegen.
Brackets sind kleine Plättchen, die auf die Zähne geklebt werden und die die Kraft vom Draht auf den Zahn übertragen. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Brackets: verschiedene Materialien, verschiedene Formen und Mechanismen. Alle haben jedoch einen Schlitz in der Mitte, das sog. Schlösschen oder den Slot. Durch diesen Slot läuft der Draht, dessen Kraft damit auf die Zähne übertragen wird. Drähte haben die Hauptwirkung bei der Ausformung der Zahnbögen, denn die Zähne folgen der Form des eingesetzten Drahtes.
"Normale" Brackets sind aus Metall und damit silberfarben. Der Draht muss mit kleinen Gummiringen (Alastics, auf dem Foto unten) oder Drahtschlaufen (Drahtligaturen, auf dem Foto oben) am Bracket befestigt werden - das braucht Zeit und Geschick.
Bei einer "Kassenbehandlung" werden die Kosten für normale Metallbrackets übernommen. Auch wenn andere Brackets gewisse Vorteile bieten, muss man ehrlich sagen, dass auch mit den "Kassenbrackets" ein gutes Behandlungsziel zu erreichen ist.
Keramikbrackets sind zahnfarben und damit wesentlich unauffälliger als Metallbrackets. Auf Fotos oder beim Gang durch die Stadt sind sie kaum sichtbar. Oft kleben wir diese Brackets nur im Oberkiefer, weil man diese Zähne besonders sieht. Keramikbrackets haben zudem eine sehr glatte Oberfläche und sind daher angenehm für Wange und Lippen.
Die Mehrkosten für Keramikbrackets werden nicht von der Krankenkasse oder privaten Versicherung übernommen. Die Versicherung erstattet den Preis der normalen Metallbrackets, die Mehrkosten trägt der Patient selbst.
Selbstligierende Brackets sind vom Handling viel komfortabler. Ein Clipmechanismus, mit dem die Drähte einfach eingeklipst werden, erspart das lästige Festbinden (Einligieren) der Drähte mit Gummiringen oder Drahtligaturen, daher der Name "selbstligierend".
Auch hier gibt es Varianten aus Keramik oder Metall, wir verwenden Damon-Brackets. Selbstligierende Brackets sind mit Mehrkosten für Sie verbunden. Ihre Krankenversicherung übernimmt dabei weiterhin den Preis der normalen Metallbrackets.
Vorteile der Damon-Brackets:
Schnellerer Drahtwechsel und dadurch kürzere Behandlungstermine.
Die Drähte gleiten in dem Clipmechanismus leichter und dadurch werden die Zähne schneller, aber dennoch schonend bewegt.
Die Brackets haben ein sehr glattes Oberflächendesign, wodurch sie sich besser reinigen lassen und sehr sanft zu Lippen und Wange sind.
Als Band wird in der Kieferorthopädie ein Metallring bezeichnet, der komplett um einen Zahn herumläuft.
Ein Band wird bei der festsitzenden Klammer häufig als stabiler Abschluss auf die großen Backenzähne gesetzt oder dient auch zur Aufnahme kleiner, festsitzender Geräte, die über dickere Drähte am Band befestigt sind. Ein Band hat auf der Seite zur Wange keinen Schlitz wie die Brackets, sondern kleine Röhrchen, in die die Drähte gesteckt werden. Die Bewegung, die die Drähte vorgeben, wird dann über den festen Sitz in den Röhrchen auf den Zahn übertragen. An den Bändern befinden sich außen und innen kleine Häkchen, an denen z.B. Gummiringe oder Gummiketten befestigt werden können.
Ein Band wird mittel eines Zements an den Zähnen befestigt. Dieser spezielle "Zahnzement" klebt den Ring am Zahn fest, schließt kleine Hohlräume zwischen Zahn und Band und enthält bei uns Fluorid, so dass der Zahn gut geschützt ist. Sollte sich ein Metallring lockern, besteht natürlich eine erhöhte Kariesgefahr. Daher in solchen Fällen bitte sofort in der Praxis melden, damit wir das Band wieder zementieren können.
Eine Quadhelix wird mit zwei Metallringen an den bleibenden, ersten, oberen Backenzähnen befestigt. Der Draht am Gaumen ist durch vier Schlaufen leicht elastisch. Daher auch der Name des Gerätes: quad = vier, helix = Schlaufe. Die Quadhelix wird etwas unter Spannung eingesetzt und kann dadurch den oberen Zahnbogen weiten und die Backenzähne nach hinten drehen. Damit erledigt sie schon zwei sehr wichtige Aufgaben im Rahmen einer kieferorthopädischen Behandlung. Die Quadhelix bleibt meist für ca. 6 Monate im Mund, stört nach der Eingewöhnung nicht beim Sprechen und Essen und wirkt sehr zu verlässig.
Mit der Gaumennahterweiterung (kurz GNE) wird nicht nur der Zahnbogen erweitert, sondern der gesamte Oberkieferknochen. Dieses Gerät wird also bei extrem schmalem Oberkiefer meist mit starkem Platzmangel der Zähne eingesetzt, wenn eine Bewegung der Zähne alleine nicht ausreicht.
Der Oberkiefer hat in der Mitte eine Knochennaht, die mit diesem Gerät langsam erweitert werden soll. Dieses geschieht durch ein Drehen an der Dehnschraube des Gerätes, das damit nach und nach breiter wird. Meist wird morgens und abends mit einem kleinen Pin einmal an der Schraube gestellt, was der Patient selbst zuhause machen kann. Der richtige Schraubenrhythmus ist dabei extrem wichtig, damit sich die Knochennaht auch öffnet. Nach anfänglichem Druckgefühl geschieht dieses schmerzlos.
Ein Erfolg der Dehnung ist meist an einer großen Zahnlücke zwischen den oberen Schneidezähnen zu sehen. Die Zahnlücke schließt sich meist spontan durch elastsiche Fasern im Zahnfleisch und in der erweiterten Knochennaht bildet sich nach und nach wieder stabiler Knochen. Auch die Gaumennahterweiterung bleibt meist 6 Monate im Mund, wobei die Bewegung nur in den ersten 2-4 Wochen stattfindet. Die restliche Zeit ist für eine Regeneration des Knochens und damit Stabilisierung der Dehnung gedacht.
Das Pendulum ist eine sehr wirksame Alternative zum Gesichtsaußenbogen (Headgear). Es ist oben am Gaumen befestigt und von außen nicht sichtbar. Durch Druckfedern werden die oberen Backenzähne nach hinten gedrückt. Damit wird Platz geschaffen oder die oberen Zähne kommen in eine bessere Verzahnung zu den unteren Zähnen, eine Wirkung, die man sehr häufig benötigt.
Da diese Apparatur rund um die Uhr wirkt, bewegen sich die Zähne schneller und effektiver nach hinten als beim Gesichtsaußenbogen, bei dem man auf die Mitarbeit des Patienten angewiesen ist. Nach wenigen Monaten hat man das Ziel meist erreicht. Dieses Gerät wird nicht von der gesetzlichen Krankenversicherung bezahlt und ist daher für Kassenpatienten eine Privatleistung.
Der Nance-Palatinalbogen (Nance gesprochen "Näns") ist eine noch stärkere Verankerung für die oberen Backenzähne als der Palatinalbogen allein. Er wird besonders dann eingesetzt, wenn man vorher die oberen Backenzähne nach hinten bewegt hat und man sie jetzt dort hinten halten möchte. Durch die Kunststoffplatte am Gaumen werden die Backenzähne noch effektiver hinten gehalten. Dieses Gerät ist für gesetzliche Versicherte eine private Zusatzleistung, da es von den Krankenkassen nicht bezahlt wird.
Auch beim Aufbissnance-Palatinalbogen (gesprochen "Aufbissnäns") liegt eine Kunststoffplatte eng am Gaumen an und ist über zwei Drähte an Metallringen auf den großen Backenzähnen befestigt ist. Die Verbindung zu den Metallringen kann fest gelötet sein oder nur gesteckt. Bei einer gesteckten Verbindung lässt sich der Aufbissnance durch den Arzt zwischendurch herausnehmen und reinigen, ohne dass dabei die Metallringe entfernt werden müssen.
Beim Aufbissnance reicht die Kunststoffplatte im Gegensatz zum normalen Nance-Palatinalbogen bis hinter die Frontzähne des Oberkiefers und ist dort etwas verdickt, so dass die unteren Frontzähne aufbeißen. Beim Zusammenbiss wird der Unterkiefer durch die Kunststoffplatte quasi gestoppt. Dadurch wird ein zu tiefes Übereinanderbeißen der Frontzähne verhindert und damit auch ein Aufbeißen der oberen Zähne auf die unteren Brackets. Ohne das Einsetzen eines Aufbissnance wäre es oft nicht möglich im Unterkiefer die feste Klammer einzusetzen.
Durch das Aufbeißen auf die Kunststoffplatte werden die unteren Schneidezähne in den Knochen hineinbewegt und das tiefe Übereinanderbeißen korrigiert. Gleichzeitig sind die Seitenzähne durch den Aufbiss außer Kontakt gestellt und können dadurch weiter aus dem Knochen herauswandern. Auch dadurch wird das Übereinanderbeißen der Frontzähne verringert. Man sagt, der tiefe Biss wird gehoben. Eine weitere, sehr wichtige Aufgabe des Aufbissnance besteht darin, ein Wandern der großen Backenzähne im Oberkiefer zu verhindern. Oft wird ein Aufbissnance nach dem Tragen eines Pendulums oder eines Gesichtsbogens eingesetzt. Durch diese beiden Geräte wurden die großen Backenzähne nach hinten bewegt. Der Aufbissnance soll nun verhindern, dass die Zähne wieder nach vorn rutschen. Die Abstützung erfolgt dabei sehr effektiv durch die Kunststoffplatte am Gaumen. Auch dieses Gerät wird von der gesetzlichen Krankenversicherung nicht bezahlt.
Auch dieser Name stammt aus dem Lateinischen von "lingua" die Zunge. Dieser dickere Draht verläuft auf der Innenseite der unteren Zähne im Bereich der Zunge und ist immer an Bändern (Metallringen) befestigt. Mit einem Lingualbogen kann man die Zähne im Unterkiefer stabilisieren. An den großen Backenzähnen befestigt, kann man verhindern, dass sie nach vorne rutschen, an den kleinen Backenzähnen, dass die vorderen Zähne nach hinten rutschen. Beide Fälle werden in der Kieferorthopädie gebraucht.
Ein Lipbumper wirkt durch den Druck der Unterlippe. Es ist ein herausnehmbares Gerät, dass im Mund jedoch in ein Röhrchen am Metallring eingesetzt wird und dieser Ring ist fest am Zahn eingesetzt. Durch den Druck der Unterlippe gegen das orangene Teil wird der Lipbumper nach hinten gedrückt und bewegt dadurch auch die Backenzähne, auf denen die Metallringe sitzen, nach hinten. Leider ist dieses Gerät nicht so effektiv wie viele Geräte am Oberkiefer und zudem sehr abhängig von der Mitarbeit des Patienten.
Diese Metallfedern sehen "gefährlicher" aus als sie sind.
Die Forsusfedern sind oft die letzte Möglichkeit, die Zahnreihen von Ober- und Unterkiefer in eine richtige Beziehung zueinander zu bringen. Der klassische Fall: Die oberen Zähne bzw. Zahnreihen stehen noch weit vor und die unteren liegen zurück. Die Federn werden an der festen Klammer eingesetzt und drücken den Unterkiefer bzw. die unteren Zähne nach vorn und den Oberkiefer bzw. die oberen Zähne nach hinten. Eine solche Korrektur kann man im richtigen Alter auch mit herausnehmbaren Geräten lösen. Ist ein Patient aber zu alt und im Wachstum schon weit fortgeschritten, wirken lose Klammern nicht mehr bei der Korrektur der Bisslage, weil das Wachstum fehlt. Manchmal haben Patienten ihre losen Klammern auch zu schlecht getragen. Die Forsusfedern wirken aber auch noch bei geringem Knochenwachstum. Je nach Wirkung bleiben die Federn 6-9 Monate im Mund und können dabei auch nachaktiviert werden. Ohne jegliches Wachstum, wie es bei Erwachsenen der Fall ist, wirken die Forsus-Federn nicht mehr. Daher kann man eine Bisslageabweichung bei Erwachsenen nur durch eine Operation am Kieferknochen korrigieren.
Die Druckfedern in Form eines Metallstäbchens können auf beiden Seite oder nur auf einer Seite an der festsitzenden Klammer eingesetzt werden und sind von außen kaum sichtbar, weil die Wange sie abdeckt. Sie stören auch nicht beim Sprechen, da sie außen an den Zähnen liegen und nicht die Zunge behindern. Sie machen wie ein Scharnier die Bewegungen des Unterkiefers mit und üben dabei einen kaum spürbaren Druck aus.
Ein Retainer ist ein festsitzender Draht, der zum Stabilisieren hinter die Zähne geklebt wird. Er verhindert, das sich Zähne wieder eng stellen oder drehen, was leider ein ganzes Leben lang wieder passieren kann. Dieser Draht stört nicht beim Essen oder Sprechen und wird meist mehrere Jahre nach der Behandlung im Mund belassen - am besten ein Leben lang. Natürlich kann sich im Laufe der Zeit mal eine Klebestelle lösen oder der Draht kann brechen. Wir haben aber viele erwachsene Patienten, die sich dann zur Reparatur in unserer Praxis melden, weil sie weiterhin eine Stabilisierung ihrer Zähne wünschen. Im Oberkiefer wird der Retainer meist an 6 Zähnen befestigt.